Neue Wearables für Gehörlose
Spür´ die Musik durch das Sound Shirt!
Die ersten in Deutschland, die Gehörlose zu einem Konzert eingeladen haben, waren die Jungen Symphoniker Hamburg. Mit dem sogenannten Sound Shirt können Gehörlose Menschen ohne Gehör die Musik am Körper als Vibrationen fühlen. Wir verraten Euch wie das geht.
In dem Kleidungsstück sind 16 kleine Motoren eingebaut, die Klänge am Körper spürbar werden lassen. Bei dem Orchester stehen mehrere Mikrofone, die mit dem Shirt verbunden sind. Über eine Computer Software werden die Instrumente den Bereichen zugewiesen. So sind beispielsweise die Geigen auf dem Oberarm, auf dem linken Unterarm die Bratschen und auf dem Rücken die Bläser. So sind hohe Töne eher an den Armen spürbar und der Bass an Bauch und Rücken. Es fühlt sich wohl an wie eine schöne Massage, das sollte man unbedingt austesten!
Das Wearable sieht äußerst futuristisch aus. Es erinnert an die „Tron“-Filme. Dabei ist das Shirt aus Neopren. Es fühlt sich an wie eine Taucherjacke. Im Nacken laufen alle Drähte zusammen und empfangen kabellos die Informationen des Computers. Zusätzlich blinken kleine LEDs, sobald die Musik erklingt. Die Lampen dienen jedoch nur der futuristischen Ästhetik.
Die Idee für das Sound Shirt kam von der bekannten Werbeagentur Jung von Matt. Sie entwarfen mit den Jungen Symphonikern Hamburg und der Interactiv Fashion Company CuteCircuite aus London das sinnliche Hörerlebnis und drehten dazu noch einen professionellen Werbeclip. Es machte in der Gehörlosen-Szene schnell die Runde, dass ein solches Shirt existiert.
In Folge dessen gab es etwa 400 Bewerbungen, das Sound Shirt im Konzert der Symphoniker auszuprobieren. Asha Rajashekhar war eine von den Glücklichen, die das Sounderlebnis erfahren durfte: „Das war total überwältigend. Ich konnte die verschiedenen Instrumente hören an den verschiedenen Körperstellen. Ich würde es am liebsten mitnehmen“, übersetzte danach ihre Gebärden-Dolmetscherin.
Es gibt bislang nur den Prototypen des Sound Shirts. Es sei angeblich sehr empfindlich. Wie es nun mit der neuen Idee weiter geht, bleibt weiterhin noch offen. Vielen Gehörlosen würde sich damit eine Partizipation an klassischen Konzerten eröffnen. Die Technik könnte weiter entwickelt werden, weitere Jacken produziert werden. Doch noch ist für die hohen Kosten kein Investor gefunden. Große Konzerthäuser müssten Tontechniker bezahlen, die vor den Konzerten die Musiker mikrofonieren und das Sound Shirt richtig einstellen. Bislang ist das noch nicht denkbar. Aber die Zukunft ist ja bekanntlich nah. Es bleibt spannend.