Kunst für alle
Wem gehört die Kunst?
Diese Woche findet wieder die Art Basel statt. Bei der großen Kunstmesse wird es wieder zahlreiche VIP-Events geben, bei denen Kunstliebhaber exklusive Werke zu sehen bekommen und hochpreisige Geschäfte abwickeln. Doch was ist mit preiswerter Kunst für alle? Gibt es die überhaupt, oder ist dieser Anspruch überholt?
In den 70er Jahren formte sich der Anspruch nach „Kunst für alle“. Diese Kulturoffensive sollte es jedem ermöglichen Zugang zur Kultur zu erhalten, egal wie gebildet oder vermögend er ist. So ganz sieht die Realität 50 Jahre nach diesem Ausruf nicht aus. Immer noch sind es Bessergebildete, die Museen, Messen und Galerien besuchen. Geben sich die Museen doch sehr viel Mühe, sich den „kulturfernen Milieus“ zu öffnen, beispielsweise indem sie Sonderveranstaltungen für Menschen mit Migrationshintergrund anbieten oder es sogar schon Termine gibt, für Mütter mit ihren Säuglingen, - so beherrschen dennoch die besser aufgestellten Galeristen, Kuratoren, Sammler und Liebhaber den Kunstbetrieb.
Faktoren dafür gibt es einige. Kunstinstitute agieren heutzutage wirtschaftlich. Während früher ein möglichst niedriger Eintrittspreis für Museen üblich war, werden heute die Preise hochgetrieben. Wenn ein Museum da nicht mitgeht, muss es letztendlich schließen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der von dem Kulturkritiker Jerry Saltz benannte „drohende Tod der Galerieausstellungen“. Das Geschäft wird zunehmend auf den Messen und Märkten sowie online gemacht. Der Ausstellungsbetrieb wird zum Luxus, indem die Galeristen um Editionen bekannter Künstler ringen. Die Kunstwerke werden hier zu Höchstpreisen angeboten. Kleine Galerien, die sich bevorzugt Nachwuchskünstlern widmen, können sich kaum mehr auf dem Markt halten.
Das Gegenteil von „Kunst für alle“ sind private Showrooms, wie sie in etablierten, großen Galerien mittlerweile angeboten werden. Sie zeigen einer Auswahl an Kunstsammlern die schönsten und besten Werke in einem exklusiven Raum, abseits und ungestört der „normalen“ Galeriebesucher. Hier wird dann das große Geld gemacht. Nach der aktuellen Marktanalyse der Art Basel und UBS „The Art Market 2017“ wird der weltweite Umsatz an Kunst im Jahr 2016 auf 56,6 Milliarden US-Dollar aufgeführt.
Messen, wie die Art Basel in Basel, Miami und Hong Kong, die Frieze Art Fair, die FIAC und andere sind mittlerweile die zentralen Handels- und Kommunikationsplattformen. Sie wachsen wie die Biennalen und die Mega-Ausstellungen der Welt immer weiter. Museen nehmen dafür die letzten Jahre vermehrt ihren Bildungsauftrag wahr. Das Museum ist fester Bestandteil ästhetischer, kultureller und politischer Bildung.