Ausstellung Jan Fabre
Das Nachdenken über Leben und Tod
Die aktuell laufende Ausstellung des berühmten belgischen Künstlers Jan Fabre in der Hermitage, eines der größten und bedeutendsten Kunst- und kulturgeschichtlichen Museen in Russland, löste Entsetzen aus. In den sozialen Netzwerken im russischen Segment des Internets gibt es viele böse Bewertungen von Leuten, die die sofortige Schließung der Exposition und die Verbannung der Exponate aus dem Museum fordern.
Die Ausstellung zeigt ausgestopfte Tiere, die an einem Haken von der Decke hängen oder an die Wand genagelt sind. Einige Kritiker halten das für einen Akt der Grausamkeit. Aus ihrer Sicht geht es um Schinderei, wobei man versucht, dahinter etwas anderes zu verstecken. Darüber hinaus zog die Ausstellung auch die Aufmerksamkeit der Kirche auf sich. Der Leiter der St. Petersburg Diözese für Beziehung zwischen Kirche und Gesellschaft, Erzpriester Alexander Pelin, sagte, dass „es alles ziemlich skandalös aussieht.“ Ihm zufolge sind auch die Mitarbeiter der Hermitage unglücklich mit der Ausstellung und sehen die Exposition als ungeeignet an. Die Ausstellung „Jan Fabre: Ritter der Verzweiflung – Krieger der Schönheit“, die soviel Lärm macht, eröffnete bereits Mitte Oktober und wird bis zum 9. April 2017 dauern. Die Ausstellung wird erst ab 16 Jahren empfohlen.
Im Rahmen der Ausstellung werden über 200 Werke von dem belgischen Meister gezeigt. Einige wurden speziell für die Hermitage ausgewählt. Nach Angaben der Institution nutzt der Experte „die Ästhetik der Tierwelt“. In seiner Ausstellung gibt es Käfer, Muscheln, Skelette, Hörner und ausgestopfte Tiere in verschiedenen Formen.
Die Ursprünge der Kreativität des Jan Fabre liegen in der Tradition der klassischen flämischen Malerei. Belgische Inspiration schöpft er aus den Werken von Peter Paul Rubens und Jacob Jordaens. Die Tatsache, dass seine Ausstellung eine Menge Diskussionen entfacht hat, ist der beste Beweis für seinen Platz in der Kunstszene. Ist es nicht die Aufgabe der Kunst, die Gesellschaft aufzurütteln?
Fabres Ausstellung ist einer seiner Versuche zu den ewigen Themen zu sprechen, die immer schon gestört haben und die Menschheit stören. Da sind die Themen Leben und Tod und die vielen Ungerechtigkeiten, die unsere Welt bietet. Die Ausstellung des Künstlers lenkt die Aufmerksamkeit auf das Leid unserer Brüder, von denen viele aufgrund von Fehlern Anderer oder wegen Gleichgültigkeit starben.
Der Künstler wendet sich gegen Tierquälerei. Jeder, der seine Ausstellung besucht, hat das Recht sich selbst die Frage zu stellen: „Wenn ein Haustier, das mich seit vielen Jahren erfüllt und begleitet hat, alt und krank wird und es nicht mehr so schön ist wie früher – will ich mich dann bis zur letzten Minute um es kümmern oder will ich mich von ihm befreien?“